Rear Window

In Hitchcocks “Rear Window” wird das Beobachten der benachbarten Wohnungen durch ein Fenster zum Hinterhof zur einzigen Tagesbeschäftigung des an den Rollstuhl gebundenen Protagonisten. Aus den beobachteten Szenen und Handlungen, die ihm zunehmend verdächtig erscheinen, konstruiert er sich nach und nach einen Mord, ohne diesen selbst gesehen zu haben. Menschen fügen nicht nur aus jeglichem Kontext gerissenen Bildern eine Geschichte hinzu, sondern sie suchen sogar aktiv voyeuristisch nach eben solchen Bildern, die sich in ihrem Kopf zu skurrilen, gruseligen oder phantasievollen Narrationen scheinbar problemlos zusammenfügen. Für die Installation Rear Window anlässlich der Blauen Nach in Nürnberg am 19. Mai 2012 wurden alle 18 Fenster des alten Rathauses bespielt, doch nicht gleichzeitig: Mit Hilfe einer Zeitschaltuhr wurden einzelne oder mehrere zufällig ausgewählte Fenster für eine bestimmte Zeit mit Scheinwerfern, Overheadprojektoren oder Beamern beleuchtet. Neben klassischen Scherenschnitten waren auch Liveperformances, Videoprojektionen und hinterleuchtete Bilder und Objekte zu sehen. Die erzeugten Bilder gehorchen einer eigenen Logik, die undurchsichtig bleibt und gerade darum darüber mutmaßen lässt, was sich wohl im Innern des Gebäudes abspielt. Die Assoziationen in alle (un)möglichen Richtungen beim Betrachten der Fenster sind mindestens ebenso wichtig wie die tatsächlich gezeigten Bilder.